„Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Das sind die Worte der Jahreslosung 2022. Sie klingen in unseren Ohren vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und den Millionen von Menschen, die von dort aus auf der Flucht sind.
Was können wir tun? – Wir sind nicht machtlos. In unserer Kirchengemeinde haben wir uns am Aschermittwoch vergangene Woche zu einem Friedensgebet in der Ev. Kirche Tairnbach versammelt und bislang bereits rund 1.000 Euro an Kollekte für die Ukraine gesammelt. Wir sind auch dabei, uns darauf einzustellen, vor Ort Flüchtlinge aufzunehmen. Zu überlegen, wer bei der Verständigung helfen kann, weil er Ukrainisch, Russisch, Polnisch oder eine andere dem Ukrainischen verwandte Sprache spricht. Wer Kleider spenden oder sogar Wohnraum zur Verfügung stellen kann.
Die politische Gemeinde hat bereits vergangene Woche dazu aufgerufen, freien Wohnraum an die Gemeindeverwaltung zu melden. Grundsätzlich gilt nach Informationen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Stand 4.3.2022): „Ukrainische Staatsangehörige können sich mit einem gültigen Schengen-Visum oder mit einem biometrischen Pass für einen Kurzaufenthalt von bis zu 90 Tagen visumsfrei im Bundesgebiet aufhalten.“ Weitere Regelungen sind in Arbeit. Aus humanitären Gründen kann es bei der Einreise aus der Ukraine aber auch Ausnahmen geben. Das heißt: Wir können der dramatischen Situation Rechnung tragen und den Menschen, die über Verwandte, Bekannte oder Freunde bei uns ankommen, erste Hilfe zuteil werden lassen und ihnen ermöglichen, zur Ruhe zu kommen. Viele Dinge werden sich erst im Nachgang an eine erste Versorgung regeln lassen. Dabei sollte uns unser Gottvertrauen helfen. Jesus Christus wird auch uns nicht abweisen.
Erschreckend ist, wie angetrieben von einem einzelnen Menschen an der Spitze eines Landes, ein so großes Leid über Millionen von Menschen gebracht werden kann. Das löst bei uns viele Fragen, Ängste und Sorgen aus: Wie sollen wir es mit dem Krieg halten? Wie sollen wir es mit Putin halten? Wie mit seinen Unterstützern vor Ort und seinen Befürwortern bei uns? Wie mit Russland? Wie mit den Hilfsersuchen aus der Ukraine? Was dürfen wir nicht tun, damit es nicht noch schlimmer kommt? Was müssen wir tun, damit es nicht noch schlimmer kommt? Die größten Ängste verbinden sich mit den Fragen: Wird der Krieg über die Ukraine hinaus ausgreifen? und: Wird es zum Einsatz von Atomwaffen kommen? Für nicht wenige Menschen stellt sich aber auch die existenzielle Frage: Werde ich meine Strom- und Gasrechnung bezahlen können?
Wenn wir für den Frieden beten, sind wir nicht machtlos. Wir setzen ein Zeichen. Wir spüren unsere Gemeinschaft und merken, welche Sorgen wir haben und wie wir einander dabei tragen helfen können. Wenn wir Menschen bei uns aufnehmen, sind wir nicht machtlos. Wir setzen ein Zeichen. Wir spüren unsere Kraft, dem sinnlosen Zerstören Hoffnungsschimmer entgegensetzen zu können. Wenn wir Menschen mit dem Nötigsten versorgen, sind wir nicht machtlos. Wir setzen ein Zeichen. Wir spüren, wie unser Teilen Gefühle füreinander freisetzt.
Jesus ist diesen Weg auf die Menschen zu gegangen. Die Menschen, die er damit bis heute erreicht hat, waren viele.
Kann das alles sein? – Ja, es kann. In jedem Fall sehe ich darin ganz konkret die Aufgabe unserer Kirchengemeinde in der gegenwärtigen Lage. Für entsprechende Anfragen und entsprechendes Engagement können Sie sich gerne an unser Pfarramt und mich persönlich wenden, auch wenn Sie nicht unser Mitglied sind. Über die diesbezüglichen Möglichkeiten tauschen wir uns gegenwärtig auch mit den katholischen Geschwistern aus.
Pfarrer Klemens Dittberner