Mit diesem Wochenspruch aus Psalm 98, Vers 1 gehen wir in die kommende Woche und in das erste Wochenende, an dem in Deutschland in den Kirchen wieder Gottesdienste stattfinden können. Nicht allerorten wird bereits an diesem Sonntag, den 10. Mai wieder ein Gottesdienst sein. Es gilt, Schutzmaßnahmen zu treffen, um verantwortlich mit den Lockerungen im Rahmen der Abwehr der Corona-Pandemie umzugehen. Das heißt vorerst nach den Maßgaben, die die Evangelischen Kirchen in Baden und Württemberg mit dem Land vereinbart haben: Gottesdienste ja, aber bis zum 1. Juli kein gemeinsames Singen in der Kirche und vorerst auch bis Erntedank keine Feier des Abendmahls. Auch die Zahl der zugelassenen Teilnehmer an Beerdigungen auf dem Friedhof wird auf 50 Personen erhöht. Das alles aber mit dem gebotenen Sicherheitsabstand. Und damit beginnen wir am Sonntag, der den lateinischen Namen Kantate trägt?!
Der Name Kantate ist wiederum vom bereits zitierten Psalmvers und Wochenspruch aus der Liturgie des 4. Sonntags nach Ostern abgeleitet: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Wie soll das jetzt gehen? Und: Ist das angemessen, dass wir in den nächsten Wochen in den Gottesdiensten nicht miteinander singen können, sollen, dürfen? Das haben sich sicherlich schon viele von Ihnen gefragt – und ich auch. Wohlgemerkt: Wir müssen in der Kirche nicht auf Musik verzichten, nicht darauf, dass wir gemeinsam Gesang lauschen, sogar zusammen summen wäre möglich, aber zusammen singen, das geht nicht. Einerseits kann ich das nachvollziehen, andererseits empfinde ich das als ganz schön starr.
Diese Vorgabe ist für mich aber kein Grund, keinen gemeinsamen Gottesdienst zu feiern und nicht wenigstens ein Lied auf die Lippen gelegt zu bekommen, dass ich dann zuhause singen, pfeifen oder summen kann. Jetzt, wo es endlich wieder in unserer Kirche möglich ist. Im Brief an die Kolosser heißt es für diesen Sonntag im dritten Kapitel: „Zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld: und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern: wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.“
Ich bin dankbar, dass wir an diesem Punkt wieder angelangt sind, gemeinsam in unserer Kirche Gottesdienst feiern zu können. Ich bin geduldig, dass es auf absehbare Zeit, wahrscheinlich überhaupt nicht mehr, diesen einen Schalter gibt, den wir umlegen können und dann ist alles wieder wie vor Corona. Das wird beispielsweise spannend mit den Hochzeiten in diesem Sommer: Sagt man sie ab? Lassen sie sich im kommenden Jahr dann so feiern wie für dieses Jahr schon geplant?
Ich schätze mich glücklich, in diesen Wochen bei guter Gesundheit geblieben zu sein, eine gute Familie, einen sicheren Job, einen schönen Garten und jetzt auch wieder Gottesdienste in der Kirche zu haben. Für und mit denen zu beten, bei denen dies anders war oder sein wird – und wer von uns weiß schon, ob er nicht auch einmal dazugehört – ist das Erste, was wir sonntags wieder gemeinsam tun können. Und auf lange Sicht, da bin ich mir sicher, wird der Gesang in unserer Kirche gewiss nicht zu kurz kommen.
Eine gesegnete Woche, Ihr Pfarrer Klemens Dittberner