Der 2. Sonntag nach Ostern trägt den lateinischen Namen „Miserikordias Domini„. Der Name stammt wiederum (s. Besinnung der letzten Woche) aus der Antiphon des Sonntags, die Psalm 33 entnommen ist. Dort heißt es in Vers 5: „Die Erde ist voll der Güte des Herrn„. Die Güte des Herrn drückt sich in Wochenpsalm und Wochenspruch sowie den biblischen Lesungen zum Sonntag im Bild des Guten Hirten aus. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ (Psalm 23,1) „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Johannes 10,11a.27-28a)
Abstand halten – das ist das Gebot der Stunde: 1,5 Meter Abstand, im Tairnbacher Dorflädl mit Klebepunkten auf dem Fußboden markiert. In den Schulen, in denen der Betrieb jetzt wieder losgeht, werden die Tische gerückt und in entsprechendem Abstand gestellt. Auch im Kindergarten soll dieser Abstand zwischen den Kindern gewahrt bleiben. Und der Abstand, den wir in unseren Familien teils zwischen den Generationen eingenommen haben, war in den letzten Wochen und ist immer noch teilweise viel größer.
Das Bild vom Guten Hirten ist ein anderes: Gott will keinen Abstand zwischen sich und uns. Wenn er ruft, scharen sich seine Schafe hinter ihm, springen vielleicht sogar an ihm hoch – und er führt sie zum frischen Wasser und zum ewigen Leben. Und die, die sich zwischendurch verlaufen haben, denen geht er unter Überwindung ihres Abstands nach und trägt sie auf seiner Schulter zum Rest der Herde zurück. Das ist wohl die schwerste Übung! Man kann einander räumlich nah und doch distanziert sein: 1,5 Meter Abstand, Hygieneregeln, Nies- und Hustenetikette dazu – da ist man sich einig, das lässt sich auch noch vergleichsweise gut umsetzen. 1,5 Meter Abstand – das geht aber nicht in jeder Lebenslage und auch nicht in jeder alltäglichen Situation. In der Pflege, im Krankenhaus, wohl auch nicht in Schule und Kindergarten. Deswegen nun die Frage nach Mund- und Nasenschutz. Ich setze mich damit gerade auseinander und bin mir noch nicht sicher, tendiere aber immer mehr dazu, einen solchen Schutz wenigstens mit mir zu führen, wenn ich außer Haus unterwegs bin.
Von der Seite Gottes her ist es klar: Die Güte des Herrn verträgt keinen Sicherheitsabstand. Der Gute Hirte trägt keinen Mund- oder Nasenschutz, denn bei ihm geht es um das ewige Leben. Gut, dass wir diesen Guten Hirten haben.
Eine gesegnete Woche, Ihr Pfarrer Klemens Dittberner